
Perusino, Perusina und das Geheimnis von Viracocha – Eine magische Gutenachtgeschichte
Perusino, Perusina und das Geheimnis von Viracocha – Eine magische Gutenachtgeschichte
Der Fremde am See
Es war eine dieser Nächte, in denen der Himmel von Sternen übersät war und der Mond sich wie eine halbe Kartoffel über die Landschaft duckte. Perusino und Perusina saßen am Ufer eines tiefblauen Sees und warfen flache Steine ins Wasser.
„Du hast verloren!“, rief Perusina triumphierend, als ihr Stein ganze fünfmal auf dem Wasser hüpfte.
„Habe ich nicht! Ich habe nur auf den perfekten Wurf gewartet!“, verteidigte sich Perusino. Doch dann wurde er plötzlich still. „Hörst du das?
“Ein tiefes Summen erfüllte die Luft, ein leises Murmeln, das vom anderen Ende des Sees zu kommen schien. Neugierig schlichen sie näher und entdeckten einen alten Mann mit langem weißem Haar und einem Umhang, der in der Sonne schimmerte. Er stand barfuß am Wasser und zeichnete mit einem Stock seltsame Muster in den Sand.
„Wer bist du?“, fragte Perusina, die keine Angst vor alten Männern hatte, selbst wenn sie mysteriös aussahen.
Der Mann drehte sich langsam um, und in seinen Augen funkelte das Licht der Sterne. „Ich bin Viracocha.“
Perusino spürte, wie sich seine Haut vor Aufregung kribbelte. „Der große Schöpfergott? Der, der die Welt aus Chaos erschaffen hat?
“Viracocha nickte langsam. „Genau der. Und ich bin auf einer wichtigen Mission. Die Ordnung der Welt ist in Gefahr.“
Die verlorene Karte der Schöpfung

Perusina stemmte die Hände in die Hüften. „Wieso ist sie in Gefahr? Ich finde, alles sieht ganz normal aus.“
Viracocha seufzte. „Meine Karte, die die Schöpfung der Welt beschreibt, ist verschwunden. Ohne sie könnte das Gleichgewicht gestört werden. Ich muss sie unbedingt zurückbekommen!“
„Eine Karte?“ Perusino rieb sich das Kinn. „Was war da drauf?“
„Alles“, erklärte Viracocha ernst. „Die Berge, die Flüsse, die Sonne, der Mond, selbst die Menschen und Tiere. Die Karte enthält die Kraft der Schöpfung selbst.“
Perusina pfiff durch die Zähne. „Und wo hast du sie verloren?“
Viracocha zeigte in die Ferne, dorthin, wo die Berge die Wolken berührten. „Ein Windstoß hat sie fortgetragen. Sie soll sich nun in einer verborgenen Höhle befinden. Doch dort ruht eine riesige, schlafende Schlange. Und sie wird nicht erfreut sein, wenn wir sie wecken.“
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Die Reise in die Berge
Natürlich ließen sich Perusino und Perusina nicht von so etwas abschrecken. „Los geht’s!“, rief Perusino und rannte bereits los.
Die Reise führte sie über schmale Pfade, vorbei an tosenden Wasserfällen und durch dichte Wälder. Unterwegs begegneten sie einem alten Lama mit struppigem Fell, das ihnen den schnellsten Weg zeigte. „Folgt dem goldenen Licht“, riet es ihnen und verschwand dann mit einem zufriedenen Grunzen im Dickicht.
Als sie schließlich vor der dunklen Höhle standen, runzelte Perusina die Stirn. „Ich mag keine Höhlen. Da sind immer zu viele Spinnen.“
„Ich mag keine Schlangen“, fügte Perusino hinzu.
Viracocha schmunzelte. „Dann müsst ihr wohl besonders freundlich sein.“
Die Begegnung mit der Schlange
Langsam traten sie ein. Die Höhle war kühl und roch nach feuchtem Stein. In der Mitte lag eine riesige Kreatur mit glänzenden Schuppen. Ihre Augen waren geschlossen, aber als Perusina aus Versehen einen Kieselstein wegkickte, zuckten ihre Lider.
„Wer wagt es, meinen Schlaf zu stören?“, zischte sie mit tiefer, bebender Stimme.
Perusina trat vor. „Wir wollen dir nichts Böses! Wir suchen nur eine Karte, die sich in deiner Höhle befinden soll. Vielleicht hast du sie gesehen?“
Die Schlange hob ihren riesigen Kopf. „Eine Karte? Ah … ja. Ich habe sie gesehen. Sie fiel vom Himmel direkt in mein Nest. Doch warum sollte ich sie euch geben?“
Viracocha trat nun vor. „Weil sie das Gleichgewicht der Welt bewahrt. Ohne sie könnten Berge verschwinden und Flüsse aufhören zu fließen.“
Die Schlange überlegte lange. Dann sagte sie: „Ich gebe sie euch. Aber nur, wenn ihr mir eine Geschichte erzählt, die ich noch nicht kenne.“

Die Geschichte der ersten Menschen
Perusina setzte sich auf einen Stein. „Gut, hör zu. Ich werde dir die Geschichte erzählen, wie Viracocha die ersten Menschen erschaffen hat.“
Die Schlange rollte sich ein und lauschte aufmerksam.
„Es war einmal, vor sehr, sehr langer Zeit, da war die Welt nur Wasser und Dunkelheit. Viracocha, der große Schöpfer, stieg aus dem Nichts hervor und begann, die Erde zu formen. Er machte die Sonne, damit es Licht gab, und den Mond, damit die Nacht nicht zu dunkel war. Dann formte er die ersten Menschen aus Stein.“
Die Schlange blinzelte. „Aus Stein?“
„Ja“, nickte Perusina. „Aber sie waren nicht gut. Sie hatten keine Freude, kein Lachen. Also ließ Viracocha sie verschwinden und erschuf neue Menschen aus Ton. Diese waren besser, aber noch nicht perfekt. Also lehrte er sie, wie man Feuer macht, wie man Mais anbaut und wie man zusammenlebt. Und erst dann ließ er sie allein, um die Welt weiter zu entdecken.“
Die Schlange schwieg lange. Dann nickte sie langsam. „Das war eine gute Geschichte. Ihr dürft die Karte nehmen.“
Die Rückkehr des Gleichgewichts
Perusino griff schnell nach der Karte. Sie war golden, mit uralten Symbolen verziert, und als Viracocha sie berührte, begann sie zu leuchten.
„Ihr habt das Gleichgewicht bewahrt“, sagte der Gott sanft. „Ihr habt gezeigt, dass Wissen und Worte mächtiger sind als Stärke.“
Perusina strahlte. „Wir sind eben Perusino und Perusina!“
Viracocha lachte. „Und ich bin mir sicher, dass dies nicht euer letztes Abenteuer war."
Mit einem sanften Windhauch verschwand er, und die Welt fühlte sich plötzlich harmonischer an als je zuvor.
Begleite Perusino & Perusina auf ihrer nächsten Reise durch die Mythen der Anden!
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