
Ein Tag in Barranco: Hitze, Kälte und eine rote Tomate

Es war kein gewöhnlicher Strandtag. Der Himmel war grau, und der Wind trug den Geruch von Salz und Grillständen herüber. Trotzdem stürzten wir uns mit Tante Ana, Onkel Hjon, Cousine Rafaela, Lieblingspapa und Lieblingsmama ins Abenteuer.
„Das ist doch perfektes Strandwetter,“ verkündete Mama optimistisch, während Papa nervös seine Tasche durchsuchte. „Sonnencreme?“ fragte er. Mama schüttelte nur den Kopf. „Brauchen wir nicht. Es gibt doch keine Sonne.“ Das war ihr erster Fehler.
Heinzelmännchen am heißen Sand

Kaum am Strand angekommen, tauchten sie auf: Heinzelmännchen. Sie waren schnell, leise und überall. In kürzester Zeit hatten sie uns Stühle hingestellt, Sonnenschirme aufgespannt und Mama und Ana eine gemütliche Matte ausgebreitet. Papa sah ihnen beeindruckt zu.
„Das ist wie Zauberei,“ murmelte er und ließ sich schwerfällig in einen Stuhl fallen. Hjon nickte zustimmend, während er die erste Bierflasche öffnete und Papa eine reichte.
Der Sand war unerträglich heiß, so heiß, dass ich fast dachte, meine Füße würden verschmoren. Ich rannte im Zickzack über den Strand, sprang wie eine verrückte Krabbe und rief: „Autsch, autsch, autsch!“ Mama schüttelte nur den Kopf.
Rafaela, klüger als ich, blieb auf der Matte sitzen und beobachtete, wie ich mich schließlich mit einem großen Satz ins Wasser stürzte.
Kalte Wellen und rote Haut

Das Wasser war so kalt, dass ich einen Moment lang dachte, meine Zehen würden abfallen. Ich kreischte – vor Schock, vor Spaß, oder beidem. Schnell fanden sich ein paar andere Kinder, und wir begannen ein wildes Spiel, das aus Steinewerfen, Wasserplanschen und lautem Lachen bestand. Rafaela blieb am Rand stehen und rief ab und zu Tipps, die niemand beachtete.
Papa und Hjon saßen derweil auf ihren Stühlen unter dem Sonnenschirm, beide mit einer Flasche Bier in der Hand.
„Das ist Urlaub,“ erklärte Papa zufrieden, ohne zu bemerken, dass sich sein Gesicht und Nacken langsam in die Farbe einer überreifen Tomate verwandelten.
Mama, die immer alles bemerkte, kam irgendwann näher und schaute ihn sich genauer an. „Du bist verbrannt!“ sagte sie streng.
„Wie soll das gehen?“ verteidigte sich Papa. „Es gibt doch keine Sonne!“
„Du bist ein wissenschaftliches Phänomen,“ kommentierte Mama trocken.
„Er ist eine wandelnde Inka-Tomate,“ ergänzte Rafaela, die sich vor Lachen fast auf die Matte warf. Ich stimmte ein, während Papa leise vor sich hin murmelte, dass das alles nicht sein konnte.
Der Abbau der Heinzelmännchen

Nach etwa zwei Stunden tauchten die Heinzelmännchen wieder auf, als hätten sie auf ein geheimes Signal gewartet. Sie packten die Stühle und Schirme zusammen, verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren, und hinterließen einen leeren Platz im Sand.
„Zeit zu gehen,“ verkündete Mama, während sie unsere Sachen einsammelte. Hjon half Papa vom Stuhl hoch, der seinen verbrannten Nacken rieb und leise fluchte.
Ich sprintete noch ein letztes Mal zum Wasser, rief meinen neuen Freunden „Adiós!“ zu und kehrte dann zum Auto zurück, wo Rafaela und ich uns um den besten Platz stritten.
Der Abschluss

Im Auto war es erstaunlich ruhig. Mama und Ana unterhielten sich leise, Papa starrte aus dem Fenster und murmelte etwas über Sonnencreme, und Rafaela und ich planten schon den nächsten Ausflug.
„Das war ein guter Tag,“ sagte Papa schließlich, obwohl sein Nacken eine andere Geschichte erzählte.
Barranco war ein Abenteuer voller Kontraste: heißer Sand, kaltes Wasser, hilfsbereite Heinzelmännchen und eine verbrannte Tomate namens Papa. Ich konnte nicht anders, als mich auf das nächste Abenteuer zu freuen.