Es war einmal eine klare, sternenklare Nacht in den weiten Bergen Perus. Die beiden kleinen Abenteurer, Perusina und Perusino, lagen in ihren gemütlichen Hängematten, umgeben von weichen bunten Decken. Sie liebten es, den Geschichten ihres Landes zu lauschen, bevor sie einschliefen. Heute hatten sie eine Frage, die ihnen keine Ruhe ließ.
„Perusina“, fragte Perusino leise, „wie haben die Menschen früher Wasser zu ihren Pflanzen gebracht, wenn sie in den hohen Bergen lebten?“
Perusina dachte einen Moment nach und lächelte dann. „Weißt du, Perusino, das hat Manco Cápac den Menschen beigebracht. Er war der erste Inka und kam aus dem Heiligen Titicacasee.“
Perusino richtete sich auf und schaute sie mit großen Augen an. „Können wir herausfinden, wie er das gemacht hat?“
„Natürlich!“, flüsterte Perusina. „Schließ deine Augen, und ich erzähle dir die Geschichte.“
Vor langer, langer Zeit, als die Berge noch höher und die Flüsse wilder waren, lebten die Menschen im Heiligen Tal. Sie bauten Mais, Quinoa und Kartoffeln an, doch das Wasser war oft weit weg. Die Sonne brannte heiß und ohne genug Wasser konnten ihre Pflanzen nicht wachsen.
Da kam Manco Cápac, der Sohn der Sonne, um den Menschen zu helfen. Er war klug und wusste, dass das Leben ohne Wasser schwer war. Also ging er eines Tages zu einem besonders trockenen Dorf. Die Menschen waren traurig, denn ihr Mais stand schon fast vertrocknet auf den Feldern.
„Warum seid ihr so traurig?“, fragte Manco Cápac freundlich.
„Wir haben kein Wasser für unsere Pflanzen“, sagte eine alte Frau mit tränenden Augen. „Der Fluss ist weit unten im Tal, und wir können nicht alles Wasser bis hierher tragen.“
Manco Cápac sah die hohen Berge und den fernen Fluss. Er dachte nach und sagte dann: „Ich werde euch etwas beibringen, das euch helfen wird.“
Am nächsten Morgen führte er die Menschen zu den Hängen der Berge. Dort zeigte er ihnen, wie man kleine Gräben in den Boden gräbt. „Diese Gräben“, sagte er, „werden das Wasser vom Fluss bis zu euren Feldern bringen.“
Die Menschen staunten. „Aber der Fluss ist so weit weg! Wie soll das Wasser hierherkommen?“, fragten sie.
Manco Cápac lächelte und erklärte: „Die Berge und Täler sind wie eine Rutsche. Wenn ihr die Gräben richtig anlegt, fließt das Wasser ganz von allein. Aber es braucht Zeit und Geduld.“
Die Menschen arbeiteten hart. Sie gruben lange Kanäle, die sich durch die Berge schlängelten, immer näher an ihre Felder heran. Es war schwere Arbeit, aber sie gaben nicht auf, denn sie wussten, dass Manco Cápac ihnen nur das Beste beibrachte.
Eines Tages, nach vielen Tagen und Nächten harter Arbeit, war der Kanal fertig. Die Dorfbewohner standen gespannt am Rand der Felder und warteten. Dann, plötzlich, hörten sie ein leises Rauschen. Das Wasser kam! Es schlängelte sich sanft durch den Kanal, genau wie Manco Cápac es versprochen hatte. Es floss zu ihren Feldern und tränkte die durstigen Pflanzen.
Die Menschen jubelten vor Freude. Der Mais begann zu wachsen, die Kartoffeln blühten, und bald war das Dorf wieder grün und voller Leben. „Das Wasser bringt uns Leben“, sagten sie dankbar, „dank Manco Cápac und seiner Weisheit.“
Perusina schaute zu Perusino, der schon fast eingeschlafen war. „Und so haben die Inkas das Wasser zu ihren Feldern gebracht“, flüsterte sie leise.
„Manco Cápac war wirklich schlau“, murmelte Perusino, während er die Augen schloss. „Die Gräben sind wie kleine Rutschen für das Wasser.“
„Ja“, sagte Perusina, „und so konnten die Menschen in den hohen Bergen von Peru ihr Land fruchtbar machen.“
Die Sterne funkelten über den beiden kleinen Abenteurern, während sie sanft in den Schlaf glitten, träumend von Gräben, Bergen und dem Wunder des Wassers, das den Pflanzen das Leben schenkt.
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