Die aufstrebende Präsenz von Amazon im peruanischen E-Commerce

Der peruanische E-Commerce-Markt steht möglicherweise vor bedeutenden Veränderungen, da Amazon sein Interesse an einer Expansion in das Land bekundet hat. Die jüngsten Ankündigungen des peruanischen Wirtschafts- und Finanzministers über Gespräche mit US-amerikanischen Unternehmen wie Amazon werfen Fragen auf und lassen auf eine potenzielle Veränderung im Einzelhandelssektor des Landes schließen.

Amazon: Ein Gigant ohne physische Präsenz
Trotz der Tatsache, dass Amazon bisher keine physischen Betriebsstätten in Peru hat – wie Flotten und Lager – spielt das Unternehmen bereits eine entscheidende Rolle bei den Online-Einkäufen der Peruaner. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2019 beliefen sich die Einkäufe der Peruaner auf Amazon auf stolze S/ 336 Millionen. Zudem war Amazon im Jahr 2020 die sechstbestbesuchte Website in Peru. Dies verdeutlicht, dass Amazon bereits einen beträchtlichen Marktanteil hat, ohne vor Ort präsent zu sein.

Helmut Cáceda, der Präsident der Cámara Peruana de Comercio Electrónico (Capece), betont, dass Amazon durch seine ausländischen Produkte, die lokal schwer zu bekommen sind, bereits einen erheblichen Marktanteil gewonnen hat. Dies verdeutlicht, dass Amazon bereits ein wichtiger Akteur im peruanischen E-Commerce ist, auch ohne physische Einrichtungen im Land.

Die Strategie hinter dem kostenlosen Versand
Die jüngste Ankündigung von Amazon, kostenfreie Lieferungen nach Peru anzubieten, wirft Fragen auf und lässt Raum für Spekulationen über die Expansionspläne des Unternehmens in Südamerika. Samir Kumar, Vice President of Exportations and Expansion bei Amazon, betont, dass das Unternehmen bestrebt ist, die Kundenerfahrung weltweit zu verbessern. Doch welche Rolle spielt Peru in dieser globalen Expansionsstrategie?

Daniel Chicoma, ein Experte im Bereich E-Commerce von ESAN, glaubt, dass die Einführung kostenloser Lieferungen ein Schritt ist, um in Südamerika Fuß zu fassen – dem einzigen Markt, auf dem Amazon noch nicht die Dominanz erreicht hat, im Gegensatz zu Mercado Libre, das bereits eine teilweise Vorherrschaft in Lateinamerika erlangt hat.

Amazon vs. Mercado Libre: Ein Wettbewerb in der Logistik
Die Konkurrenz zwischen Amazon und Mercado Libre könnte sich auf verschiedene Ebenen entfalten. Chicoma betont, dass Amazon nicht nur ein wichtiger E-Commerce-Akteur ist, sondern auch eine Schlüsselrolle im logistischen System spielt, insbesondere im Bereich der Lagerhaltung. Amazon hat bereits Präsenz in Kolumbien und Brasilien, während Mercado Libre noch nicht vollständig auf den grenzüberschreitenden Handel vorbereitet ist.

Mercado Libre hat bisher eine beeindruckende Gewinnspanne verzeichnet, aber Chicoma stellt die Frage, ob das Unternehmen in einem sich entwickelnden Markt mit der Einführung von Amazon-Lagern mithalten kann. Amazon könnte durch seine integrierte Betriebsstruktur einen Wettbewerbsvorteil haben, insbesondere wenn es um den grenzüberschreitenden Handel geht.

Infrastruktur und Marktvorbereitung: Hindernisse für Amazon in Peru
Trotz des Interesses von Amazon an einer Expansion in Peru gibt es Bedenken hinsichtlich der aktuellen Infrastruktur und Marktvorbereitung des Landes. Helmut Cáceda, Präsident von Capece, sieht Chile und Kolumbien besser positioniert, um Amazon willkommen zu heißen, da diese Länder über eine bessere Infrastruktur und Verkehrsverbindungen verfügen.

Ein zentraler Punkt ist, dass Peru derzeit nur in Lima über ein Distributionszentrum verfügt. Dies stellt eine Herausforderung für den flächendeckenden Ausbau des E-Commerce im Land dar. Cáceda betont, dass es noch viele Verbesserungen braucht, um das Potenzial des E-Commerce in Peru zu erschließen.

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Potenzielle Vorteile für Amazon: Chancay und Lagerausbau
Trotz dieser Hindernisse gibt es einige Faktoren, die Amazon dazu veranlassen könnten, Peru in Betracht zu ziehen. Chicoma, der Experte für E-Commerce von ESAN, betont die Möglichkeit, dass Amazon vorhandene Lager im Süden von Lima kaufen könnte, da diese weiterhin im Angebot zunehmen und bereits 65% der Gesamtangebote ausmachen.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Hafen von Chancay, der die Umverteilung von Produkten erleichtern könnte. Chicoma sieht dies als Chance für die Entwicklung des multimodalen Transports in Peru. Ein Unternehmen wie Amazon, das Online-Verkäufe auf globaler Ebene tätigt, ist auf verschiedene Transportmittel angewiesen, von Flugzeugen über Schiffe bis hin zu Lastwagen und Motorrädern.

Zukunftsausblick: Amazon in Peru?
Die Aussicht darauf, dass Amazon in den peruanischen Markt eintritt, bleibt spannend. Der peruanische Wirtschafts- und Finanzminister, Alex Contreras, hat erklärt, dass Unternehmen wie Walmart und Amazon Interesse an einer Expansion in Peru bekundet haben. Dennoch halten einige Experten eine kurz- oder mittelfristige Expansion von Amazon in Peru für unwahrscheinlich, da die notwendige Infrastruktur für den E-Commerce noch nicht ausreichend entwickelt ist.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob Amazon tatsächlich in naher Zukunft in den peruanischen Markt eintritt. Der Ausbau von Lagerkapazitäten und die Entwicklung des Hafens von Chancay könnten entscheidende Faktoren sein, die Amazon dazu veranlassen, in Peru Fuß zu fassen. Währenddessen bleibt der peruanische E-Commerce-Sektor gespannt auf die möglichen Veränderungen, die mit der potenziellen Ankunft von Amazon verbunden sein könnten.

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