Zu Inhalt springen

Land

Perusino und Perusina und der zweite Inka

Es war eine friedliche, warme Nacht im magischen Land Peru, als Perusino und Perusina unter dem funkelnden Sternenhimmel lagen. Die beiden Freunde waren voller Neugier und Abenteuerlust, und sie liebten es, von der Geschichte ihres Landes zu träumen. In dieser Nacht jedoch spürte Perusino, dass ein ganz besonderes Abenteuer auf sie wartete.

„Perusina“, flüsterte er und drehte sich zu seiner Freundin um, „wer war eigentlich der zweite Inka-Herrscher?“

Perusina runzelte die Stirn und dachte nach. „Ich weiß es nicht genau“, sagte sie langsam. „Aber das müssen wir unbedingt herausfinden!“

Kaum hatte sie das gesagt, begann der Himmel über ihnen noch heller zu leuchten. Der Mond schien größer als je zuvor, und die Sterne blitzten geheimnisvoll. Da hörten sie plötzlich ein leises Flüstern, das aus den Bergen zu kommen schien.

„Perusino, hörst du das auch?“ fragte Perusina aufgeregt.

Perusino nickte. „Es klingt, als ob uns jemand ruft!“

Und tatsächlich – vor ihren Augen öffnete sich plötzlich ein leuchtender Pfad, der in die Berge der Inkas führte. Ohne zu zögern, nahmen die beiden Freunde einander an der Hand und folgten dem glitzernden Weg. Sie gingen immer höher, während die Luft um sie herum kühler wurde und der Duft von frischen Kräutern in der Brise lag. Bald konnten sie die riesigen, schneebedeckten Gipfel der Anden sehen, die sich majestätisch gegen den Nachthimmel erhoben.

„Das ist unglaublich“, flüsterte Perusina ehrfürchtig. „Es fühlt sich an, als wären wir im Land der Inkas!“

„Das sind wir vielleicht auch“, murmelte Perusino, und in seinen Augen blitzte Abenteuerlust. „Ich bin sicher, dass wir bald herausfinden, wer der zweite Inka-Herrscher war.“

Sie gingen weiter, bis sie an eine kleine, verborgene Lichtung kamen. In der Mitte der Lichtung stand eine alte, weise Frau, die in den Himmel blickte. Ihr Haar war silbrig wie Mondlicht, und ihre Augen leuchteten warm und freundlich. Es war Mama Quilla, die Mondgöttin der Inkas.

„Ihr beiden seid weit gekommen“, sagte Mama Quilla mit einer sanften Stimme, die wie ein Lied klang. „Und ich weiß, warum ihr hier seid.“

Perusino und Perusina schauten sie überrascht an. „Du weißt, warum wir hier sind?“ fragte Perusino vorsichtig.

Mama Quilla lächelte. „Natürlich. Ihr wollt wissen, wer der zweite Inka-Herrscher war. Sein Name war Sinchi Roca. Er war der Sohn des ersten großen Inka, Manco Cápac. Sinchi Roca war stark, weise und ein großer Anführer.“

„Aber was hat Sinchi Roca gemacht?“ fragte Perusina neugierig. „Was machte ihn so besonders?“

Mama Quilla schloss für einen Moment die Augen, als würde sie in längst vergangene Zeiten blicken. „Sinchi Roca war derjenige, der die Inkas stark gemacht hat, so wie die hohen Berge, die ihr gerade durchquert habt“, erklärte sie. „Er hat nicht nur das Volk vereint, sondern auch das Land. Er ließ zum ersten Mal Mauern um die Städte bauen, um sie zu schützen. Und er führte das Volk in friedlichen Zeiten genauso weise, wie in Zeiten der Gefahr.“

Perusino und Perusina sahen sich staunend an. „Er hat Mauern gebaut?“ fragte Perusino. „Wie hat er das gemacht?“

„Mit Weisheit und Geduld“, antwortete Mama Quilla. „Aber das war nicht alles. Sinchi Roca wusste, dass das Land fruchtbar sein musste, damit das Volk der Inkas stark bleiben konnte. Er ließ die ersten Terrassen in den Bergen bauen – große Stufen, auf denen die Inkas Mais, Kartoffeln und Quinoa anbauten. Dadurch konnten die Menschen sogar hoch in den Bergen ihre Felder bewirtschaften und genug Nahrung für alle anbauen.“

Perusina klatschte vor Freude in die Hände. „Oh, das ist wunderbar! Aber wie kam Sinchi Roca auf die Idee, in den Bergen Felder zu pflanzen?“

Mama Quilla lächelte geheimnisvoll. „Er hatte einen treuen Freund“, sagte sie leise. „Es war ein Kondor, ein Vogel, der so groß und majestätisch war wie die Berge selbst. Dieser Kondor flog über die Gipfel und zeigte Sinchi Roca, wo das Land am fruchtbarsten war. Gemeinsam reisten sie über das Reich der Inkas, und der Kondor half ihm, die besten Orte für die Terrassen und die Mauern zu finden.“

Perusino und Perusina schauten aufgeregt in den Himmel, als ob sie den Kondor jeden Moment sehen könnten. Und plötzlich, als ob ihre Gedanken ihn gerufen hätten, erschien tatsächlich ein großer Schatten über ihnen. Es war ein riesiger Kondor, mit Flügeln, die sich weit über den Himmel spannten. Er flog in majestätischen Kreisen über der Lichtung und ließ die beiden Kinder mit offenem Mund dastehen.

„Das ist der Kondor von Sinchi Roca!“, rief Perusina begeistert.

„Genau“, sagte Mama Quilla sanft. „Er fliegt noch immer über die Berge, um sicherzustellen, dass das Land der Inkas stark und geschützt bleibt.“

Perusino und Perusina sahen dem Kondor nach, der langsam in die Ferne schwebte. Die Nacht fühlte sich jetzt anders an – voller Magie und Geheimnisse. „Sinchi Roca war wirklich ein großer Anführer“, sagte Perusino nachdenklich. „Er hat so viel für sein Volk getan.“

„Und er hat gezeigt, dass man mit Geduld und Freundschaft viel erreichen kann“, fügte Perusina hinzu.

„Das habt ihr gut verstanden“, sagte Mama Quilla und legte ihre Hände sanft auf die Schultern der beiden Freunde. „Denkt daran: So wie Sinchi Roca und sein treuer Kondor die Welt der Inkas stärker und besser gemacht haben, könnt auch ihr mit eurer Neugier und eurem Mut die Welt ein wenig heller machen.“

Die beiden Freunde lächelten und fühlten sich ganz warm und geborgen. Sie verabschiedeten sich von Mama Quilla und machten sich auf den Rückweg. Der leuchtende Pfad, der sie in die Berge gebracht hatte, funkelte nun sanft unter ihren Füßen und führte sie zurück nach Hause.

„Was für ein Abenteuer“, flüsterte Perusino, als sie schließlich wieder in ihren Betten lagen.

„Ich werde bestimmt von Sinchi Roca und dem Kondor träumen“, sagte Perusina schläfrig und kuschelte sich in ihre Decke.

Und während der Mond über den Bergen wachte und der Kondor hoch in den Lüften kreiste, schliefen Perusino und Perusina tief und fest – und träumten von den großen Abenteuern im Land der Inkas.


(c) by ToPet